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D'Evangelium op Lëtzebuergesch

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Jean-Marie Biwer

Der am 17. September 1957 geborene Jean-Marie Biwer ist ein freischaffender Luxemburgischer Maler.

Jean-Marie Biwer ist der Laureat des Preisausschreibens "Prix d'Art Sacré" (mehr..), das im Jahr 2000 organisiert wurde, um ein Evangeliar in Luxemburgischer Sprache zu illustrieren.

Dieses Evangeliar mit den Evangelientexten, die im katholischen Gottesdienst gelesen werden, ist zum 1. Advent 2009 bei den "éditions saint-paul" (mehr) erschienen. Zwölf Kunstwerke des Luxemburgischen Künstlers Jean-Marie Biwer illustrieren diese Veröffentlichung.

Diese Werke sind in zwei Räumen zu sehen, welche aus der Zusammenarbeit zwischen der Katholischen Kirche in Luxemburg und rpi-virtuell entstanden sind.

Am 16. Januar 2010 gewährte der Künstler Jean-Louis Gindt ein Kurzinterview, in dem Jean-Marie Biwer einen Einblick gab, was ihn zu diesen Kunstwerken motivierte, vor welchen Herausforderungen er stand und welche Erfahrungen er dabei machte: mehr

  • Die offizielle Webseite des Künstlers: mehr
  • Jean-Marie Biwer in der lb.wikipedia: mehr

 

Diese Artefakte sind im Raum 1 zu sehen:

  • Pfingsten
  • Auferstehung
  • Kreuzigung
  • Taufe
  • Geburt
  • Versuchung

Diese Artefakte sind im Raum 2 zu sehen:

  • Bergpredigt
  • Der gute Samariter
  • Die kanaanitische Frau
  • Die beim Ehebruch ertappte Frau
  • Der Seesturm
  • Das letzte Gericht

Zur Entstehung dieser Kunstwerke

"Pour promouvoir l'art sacré parmi les expressions artistiques de notre temps, pour favoriser l'éclosion de nouveaux langages dans l'approche d'un message biblique d'une actualité permanente depuis 2000 ans, et plus concrètement, pour servir d'illustration à un projet d'évangéliaire dominical en langue luxembourgeoise, l'Imprimerie Saint-Paul s.a. avait lancé, au printemps dernier (de l'an 2000), un prix d'art sacré ouvert aux artistes de nationalité luxembourgeoise ainsi qu'aux artistes étrangers vivant et travaillant au Grand-Duché. Il s'agissait d'illustrer trois textes d'évangiles à choisir parmi cinq sujets (Jean-Baptiste, La Femme adultère, la Résurrection, la Pentecôte et le Bon Samaritain) proposés par le règlement. Tous les styles (figuratif, semi-figuratif ou abstrait) et toutes les techniques (à l'exception du collage) étaient autorisés."
Paul Lenners, Luxemburger Wort, 16. 11. 2000 (lire tout l'article)

Zum "Prix d'Art Sacré" und den Werken von 35 verschiedenen Künstlern: mehr...

 

Drei Fragen an Jean-Marie Biwer:
Ein Kurzinterview von Jean-Louis Gindt mit dem Künstler.

1) JLG: Was hat Sie daran gereizt, bzw. motiviert im Jahre 2000 beim „Prix d’Art Sacré“ mitzumachen und in der Zwischenzeit für dieses Evangeliar 12 Bibeltexte künstlerisch zu interpretieren?

Jean-Marie Biwer:
"Rationell gesehen ist es überall äusserst schwierig, sein Leben als Berufs-Maler zu machen. In einem sehr kleinen Land wie Luxemburg ist es quasi unmöglich. Dennoch lebe ich seit 30 Jahren ausschliesslich von meiner Kunst. Sehr oft stelle ich mir die Frage, wieso das möglich war und immer noch ist. Warum die Jury - es war ja ein (anonymer) Wettbewerb - meine Bilder auswählte - weiss ich nicht.

Entweder hatte ich ganz einfach nur unverschämtes Glück, oder irgendwie besteht ein Bedürfnis meiner Mitmenschen nach der Art von Bildern, welche zu malen die Natur mir die Möglichkeit gab. Als Künstler und Maler nimmt man ja gewissermassen immanent teil an dem kreativen Entstehen der Dinge in der Welt. Das Gleiche gilt für Wissentschaftler oder technische Entwickler, allerdings ist das Ziel der Kunst ein "geistiges", kein "praktisches".

Als Maler sehe ich mich weniger als eine "Persönlichkeit" als als jemanden, der etwas machen soll, weil er es machen kann. Als "Hand"- und "Geist"-werker.

Als (auch) denkender Mensch war es keinesfalls offensichtlich, mich an der Schwelle zum 3. Jahrtausend mit Illustrationen zu einem Evangeliar zu beschäftigen. Eine Menge Fragen stellte ich mir ehe ich die Entscheidung traf, es zu versuchen. Eine Menge Fragen, welche sich wohl ein Jeder von uns sich stellt, auch wenn er nicht Maler oder Künstler ist und kein Evangeliar zu illustrieren gedenkt.

Andererseits war es für mich als Maler äusserst interessant, mich mit einer Bilderwelt auseinander zu setzen, welche eine zweitausendjährige Geschichte zumindest in Europa und im nahen Osten tief geprägt hat. Als junger Mensch war es mein Wunsch - und es ist immer noch so - irgendwann die Möglichkeit zu bekommen, eine Kapelle oder kleine Kirche zu gestalten. Einen Ort an dem man verweilen kann, eine kleine Insel des Friedens und der Ruhe, ein schöner, stiller, heller Raum. Unter diesen persönlichen Voraussetzungen wäre es ein Un-sinn, also absurd gewesen, mich nicht mit dem Evangeliar zu beschäftigen.

Ich ging also in etwa so an die Sache heran, wie es wohl Henri Matisse tat, als er für die Kapelle in Vence (mehr) arbeitete."

2) JLG: Wie sind Sie als Künstler an die Evangelientexte herangegangen? Vor welchen Herausforderungen sahen Sie sich?

Jean-Marie Biwer:
"Das erste Problem bestand darin, eine bildnerische Sprache zu entwickeln, die dort anknüpft, wo die Kunst des Abendlandes sich von der Immanenz zu lösen begann. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das die Zeit vor Giotto. Romanische und byzantinische Kunstwerke strahlen eine unglaubliche Kraft durch ihre einfache, unpersönliche und direkte künstlerisch-symbolische Bildformulierung aus.
Das Hochmittelalter und die Renaissance (also die Zeit von Giotto bis Dürer) bringen großartige Kunstwerke hervor, welche allerdings von der "außer-irdischen" Ebene die religiöse Thematik auf eine Art Theaterbühne herabziehen. Diese beiden Aspekte der historischen Entwicklung beschäftigten mich vorrangig in meiner Arbeit am Evangeliar. Ein dritter wichtiger Ausgangspunkt waren ebenfalls die herrlichen Buchillustrationen aus jener Zeit.

Das zweite Problem bestand darin, den ganzen Kitsch zu vermeiden, Kindermärchenbildchen und linkisch - auf "modern"- stilisierte Bildern (von denen es im 20. Jahrhundert nur so wimmelt) gänzlich aus dem Wege zu gehen. Das bereitete mir allerdings wenig Schwierigkeiten.

Die dritte Schwierigkeit bestand darin, trotz all dem Vorhergesagten eine Bildersprache zu finden, welche den biblischen Texten gerecht werde und dennoch die Menschen unserer Zeit anspreche. Und zwar alle, nicht nur die Gläubigen.
Das war die wohl größte Herausforderung - eine(n) Ehebrecher(in) findet man an jeder Straßenecke soviele man will, genauso wie ein Stein neben der Frau liegenbleiben muss, da all die Ankläger ihn aus eben genanntem oder ähnlichem Grunde nicht werfen konnten. Beim heiligen Geist, der auf uns herabkommt - also des plötzlichen und kollektiven Bewusstseins, dass Güte und Weisheit besser als Boshaftigheit und Dummheit sind - da wurde es schon etwas schwieriger.

Ich kann nur hoffen, dass meine zu diesem Zwecke entworfene Bilderwelt sowohl jenen, welche sich mit der Thematik identifizieren, gerecht wird sowie jenen, welche ideologisch damit rein gar nichts am Hut haben, dennoch etwas geistig auch für sie Anregendes beinhalte. Dies war jedenfalls die Herausforderung für mich selbst."

3) JLG: Welche Erfahrungen haben Sie im Entstehungsprozess Ihrer Kunstwerke mit den Evangelien gemacht?

Jean-Marie Biwer:
"Es war mir von Anfang an bewusst, dass es eine Gratwanderung - in jeder Hinsicht - sein würde. Die zwölf Bilder, die das Evangeliar jetzt zieren sind ein Bruchteil der Blätter, die in Wirklichkeit enstanden sind. Aus diesem oder jenem Grund musste ich viele Bilder neu entwerfen, neu gestalten, oder ganz von vorne beginnen, da sie meiner Vorstellung nicht entsprachen.

Erstaunt war ich über die völlige Freiheit, welche mir von Seiten der katholischen Kirche Luxemburgs zugestanden wurde. Ich bin den Verantwortlichen deswegen sehr dankbar.

Da damals, also im Jahre 2000, geplant war, das Evangeliar kurzfristig herauszugeben, bestand zeitlich ein ziemlich grosser Druck (einige Monate sind wenig für diese Art von Arbeit). Im Nachhinein denke ich, dass es gut war. So sind die 12 Illustrationen - trotz aller Vielfältigkeit - ein koherentes Ganzes geworden.

Die Texte der Evangelien waren mir bekannt: ich habe sie oftmals im Leben gelesen. Sie als einzelnes Bild formal zu erfassen ist jedoch eine völlig andere Erfahrung. Eine ganze Geschichte wird jedesmal in einen Augenblick, der all das Erzählte beinhaltet (oder wenigstens beinhalten sollte), verwandelt. Mit Mitteln der Form und Farbe, der Assoziationen, die damit vermittelt werden, also nicht Wort und Sprache. Ich war erstaunt über die Tatsache, dass es überhaupt heute noch möglich ist, es zu machen. Eben gerade, weil es die biblischen Texte sind, nicht irgendwelche Erzählungen, sondern eben diese, mit dem ganzen Balast, den sie in jeder Hinsicht in sich tragen.

Die vielleicht wichtigste Erfahrung ist die, dass man als Maler, der ja eigentlich sich und seine ihn persönlich bewegenden Themen behandelt, hier ausschliesslich im Dienste der Allgemeinheit arbeitet. Meine "privaten" Interessen sind hier absolut unwichtig. Man liest die Texte und malt - physisch subjektiv, thematisch so objektiv als irgendwie möglich - das eben Gelesene. Und versucht, zu verstehen."

Jean-Marie Biwer
16.01.2010