Diese Artefakte sind im Raum 1 zu sehen:
- Pfingsten
- Auferstehung
- Kreuzigung
- Taufe
- Geburt
- Versuchung
Diese Artefakte sind im Raum 2 zu sehen:
- Bergpredigt
- Der gute Samariter
- Die kanaanitische Frau
- Die beim Ehebruch ertappte Frau
- Der Seesturm
- Das letzte Gericht
Zur Entstehung dieser Kunstwerke
"Pour promouvoir l'art sacré parmi les expressions artistiques
de notre temps, pour favoriser l'éclosion de nouveaux langages
dans l'approche d'un message biblique d'une actualité permanente
depuis 2000 ans, et plus concrètement, pour servir d'illustration
à un projet d'évangéliaire dominical en langue
luxembourgeoise, l'Imprimerie Saint-Paul s.a. avait lancé,
au printemps dernier (de l'an 2000), un prix d'art sacré ouvert
aux artistes de nationalité luxembourgeoise ainsi qu'aux artistes
étrangers vivant et travaillant au Grand-Duché. Il s'agissait
d'illustrer trois textes d'évangiles à choisir parmi
cinq sujets (Jean-Baptiste, La Femme adultère, la Résurrection,
la Pentecôte et le Bon Samaritain) proposés par le règlement.
Tous les styles (figuratif, semi-figuratif ou abstrait) et toutes
les techniques (à l'exception du collage) étaient autorisés."
Paul Lenners, Luxemburger Wort, 16. 11. 2000 (lire
tout l'article)
Zum "Prix d'Art Sacré" und den
Werken von 35 verschiedenen Künstlern: mehr...
Drei Fragen an Jean-Marie Biwer:
Ein Kurzinterview von Jean-Louis Gindt mit dem Künstler.
1) JLG: Was hat Sie daran gereizt,
bzw. motiviert im Jahre 2000 beim „Prix d’Art Sacré“
mitzumachen und in der Zwischenzeit für dieses Evangeliar 12
Bibeltexte künstlerisch zu interpretieren?
Jean-Marie Biwer:
"Rationell gesehen ist es überall äusserst schwierig,
sein Leben als Berufs-Maler zu machen. In einem sehr kleinen Land
wie Luxemburg ist es quasi unmöglich. Dennoch lebe ich seit 30
Jahren ausschliesslich von meiner Kunst. Sehr oft stelle ich mir die
Frage, wieso das möglich war und immer noch ist. Warum die Jury
- es war ja ein (anonymer) Wettbewerb - meine Bilder auswählte
- weiss ich nicht.
Entweder hatte ich ganz einfach nur unverschämtes Glück,
oder irgendwie besteht ein Bedürfnis meiner Mitmenschen nach
der Art von Bildern, welche zu malen die Natur mir die Möglichkeit
gab. Als Künstler und Maler nimmt man ja gewissermassen immanent
teil an dem kreativen Entstehen der Dinge in der Welt. Das Gleiche
gilt für Wissentschaftler oder technische Entwickler, allerdings
ist das Ziel der Kunst ein "geistiges", kein "praktisches".
Als Maler sehe ich mich weniger als eine "Persönlichkeit"
als als jemanden, der etwas machen soll, weil er es machen kann. Als
"Hand"- und "Geist"-werker.
Als (auch) denkender Mensch war es keinesfalls offensichtlich, mich
an der Schwelle zum 3. Jahrtausend mit Illustrationen zu einem Evangeliar
zu beschäftigen. Eine Menge Fragen stellte ich mir ehe ich die
Entscheidung traf, es zu versuchen. Eine Menge Fragen, welche sich
wohl ein Jeder von uns sich stellt, auch wenn er nicht Maler oder
Künstler ist und kein Evangeliar zu illustrieren gedenkt.
Andererseits war es für mich als Maler äusserst interessant,
mich mit einer Bilderwelt auseinander zu setzen, welche eine zweitausendjährige
Geschichte zumindest in Europa und im nahen Osten tief geprägt
hat. Als junger Mensch war es mein Wunsch - und es ist immer noch
so - irgendwann die Möglichkeit zu bekommen, eine Kapelle oder
kleine Kirche zu gestalten. Einen Ort an dem man verweilen kann, eine
kleine Insel des Friedens und der Ruhe, ein schöner, stiller,
heller Raum. Unter diesen persönlichen Voraussetzungen wäre
es ein Un-sinn, also absurd gewesen, mich nicht mit dem Evangeliar
zu beschäftigen.
Ich ging also in etwa so an die Sache heran, wie es wohl Henri Matisse
tat, als er für die Kapelle in Vence (mehr)
arbeitete."
2) JLG: Wie sind Sie als Künstler
an die Evangelientexte herangegangen? Vor welchen Herausforderungen
sahen Sie sich?
Jean-Marie Biwer:
"Das erste Problem bestand darin, eine bildnerische Sprache zu
entwickeln, die dort anknüpft, wo die Kunst des Abendlandes sich
von der Immanenz zu lösen begann. Vereinfacht ausgedrückt
bedeutet das die Zeit vor Giotto. Romanische und byzantinische Kunstwerke
strahlen eine unglaubliche Kraft durch ihre einfache, unpersönliche
und direkte künstlerisch-symbolische Bildformulierung aus.
Das Hochmittelalter und die Renaissance (also die Zeit von Giotto
bis Dürer) bringen großartige Kunstwerke hervor, welche
allerdings von der "außer-irdischen" Ebene die religiöse
Thematik auf eine Art Theaterbühne herabziehen. Diese beiden
Aspekte der historischen Entwicklung beschäftigten mich vorrangig
in meiner Arbeit am Evangeliar. Ein dritter wichtiger Ausgangspunkt
waren ebenfalls die herrlichen Buchillustrationen aus jener Zeit.
Das zweite Problem bestand darin, den ganzen Kitsch zu vermeiden,
Kindermärchenbildchen und linkisch - auf "modern"-
stilisierte Bildern (von denen es im 20. Jahrhundert nur so wimmelt)
gänzlich aus dem Wege zu gehen. Das bereitete mir allerdings
wenig Schwierigkeiten.
Die dritte Schwierigkeit bestand darin, trotz all dem Vorhergesagten
eine Bildersprache zu finden, welche den biblischen Texten gerecht
werde und dennoch die Menschen unserer Zeit anspreche. Und zwar alle,
nicht nur die Gläubigen.
Das war die wohl größte Herausforderung - eine(n) Ehebrecher(in)
findet man an jeder Straßenecke soviele man will, genauso wie
ein Stein neben der Frau liegenbleiben muss, da all die Ankläger
ihn aus eben genanntem oder ähnlichem Grunde nicht werfen konnten.
Beim heiligen Geist, der auf uns herabkommt - also des plötzlichen
und kollektiven Bewusstseins, dass Güte und Weisheit besser als
Boshaftigheit und Dummheit sind - da wurde es schon etwas schwieriger.
Ich kann nur hoffen, dass meine zu diesem Zwecke entworfene Bilderwelt
sowohl jenen, welche sich mit der Thematik identifizieren, gerecht
wird sowie jenen, welche ideologisch damit rein gar nichts am Hut
haben, dennoch etwas geistig auch für sie Anregendes beinhalte.
Dies war jedenfalls die Herausforderung für mich selbst."
3) JLG: Welche Erfahrungen haben Sie
im Entstehungsprozess Ihrer Kunstwerke mit den Evangelien gemacht?
Jean-Marie Biwer:
"Es war mir von Anfang an bewusst, dass es eine Gratwanderung
- in jeder Hinsicht - sein würde. Die zwölf Bilder, die
das Evangeliar jetzt zieren sind ein Bruchteil der Blätter, die
in Wirklichkeit enstanden sind. Aus diesem oder jenem Grund musste
ich viele Bilder neu entwerfen, neu gestalten, oder ganz von vorne
beginnen, da sie meiner Vorstellung nicht entsprachen.
Erstaunt war ich über die völlige Freiheit, welche mir
von Seiten der katholischen Kirche Luxemburgs zugestanden wurde. Ich
bin den Verantwortlichen deswegen sehr dankbar.
Da damals, also im Jahre 2000, geplant war, das Evangeliar kurzfristig
herauszugeben, bestand zeitlich ein ziemlich grosser Druck (einige
Monate sind wenig für diese Art von Arbeit). Im Nachhinein denke
ich, dass es gut war. So sind die 12 Illustrationen - trotz aller
Vielfältigkeit - ein koherentes Ganzes geworden.
Die Texte der Evangelien waren mir bekannt: ich habe sie oftmals
im Leben gelesen. Sie als einzelnes Bild formal zu erfassen ist jedoch
eine völlig andere Erfahrung. Eine ganze Geschichte wird jedesmal
in einen Augenblick, der all das Erzählte beinhaltet (oder wenigstens
beinhalten sollte), verwandelt. Mit Mitteln der Form und Farbe, der
Assoziationen, die damit vermittelt werden, also nicht Wort und Sprache.
Ich war erstaunt über die Tatsache, dass es überhaupt heute
noch möglich ist, es zu machen. Eben gerade, weil es die biblischen
Texte sind, nicht irgendwelche Erzählungen, sondern eben diese,
mit dem ganzen Balast, den sie in jeder Hinsicht in sich tragen.
Die vielleicht wichtigste Erfahrung ist die, dass man als Maler,
der ja eigentlich sich und seine ihn persönlich bewegenden Themen
behandelt, hier ausschliesslich im Dienste der Allgemeinheit arbeitet.
Meine "privaten" Interessen sind hier absolut unwichtig.
Man liest die Texte und malt - physisch subjektiv, thematisch so objektiv
als irgendwie möglich - das eben Gelesene. Und versucht, zu verstehen."
Jean-Marie Biwer
16.01.2010