Rembrandt van Rijn: Die Opferung Isaaks

1635 (195x133cm) - Eremitage, St. Petersburg

1635 malte Rembrandt - wohl als Auftragsarbeit - das Bild von der Opferung Isaaks.

1636 (195x133cm) - Alte Pinakothek, München

Nach dem Tod seines Sohnes malt Rembrandt das Motiv noch einmal. Er kopiert das erste Bild in weiten Teilen, verändert aber dennoch das Bild in einer genialen Weise, so dass nun eine ganz andere theologische Deutung der Geschichte enthalten ist:

Version aus St. Petersburg
Version aus München

Im letzten Moment geht der Engel dazwischen, die Prüfung ist bestanden. Der Engel scheint gerade Abrahams Gehorsam anerkennend zu würdigen, Abraham schaut überracht, aber sicher nicht unglücklich hoch und hört dem Engel aufmerksam zu. Er ist zufrieden, seinen Gott zufriedengestellt zu haben.

Ganz bekümmert schaut der Engel auf Abraham. Wie konnte er nur annehmen, dass sein Gott von ihm so eine grausame Tat fordern würde? Abraham hat die Augen aufgerissen, der Mund steht halb offen vor Entsetzen. Was hätte er da fast getan, welch brutalem Irrtum wäre er da fast erlegen!

Das Tal im Hintergrund zeigt den Weg, den Abraham mit seinem Sohn heraufgekommen war. Dort ist es Tag, dorthin wird er mit seinem Sohn zurückkehren und weiterleben wie bisher.

Doch ein schwerer Schicksalsschlag dürfte seine Einstellung zu diesem Bild und dieser Geschichte grundlegend verändert haben: Am 15. Februar 1636 beerdigt er seinen ersten Sohn Rumbertus - erst wenige Monate alt.

Das Tal im Hintergrund ist nun in nächtliche Dunkelheit getaucht. Da ist er hergekommen, aus der Finsternis, weil er Angst hatte vor einem grausamen, Opfer- und (Kadaver-)Gehorsam fordernden Gottes. Er hatte noch nicht erkannt, dass Gott ein Befreier und ein Liebender ist. Wenn er jetzt zurückkommt wird er mit dieser neu gewonnen Erkenntnis Licht in die Finsternis der Menschen um ihn herum tragen!


Animation

Sie können sich die Veränderungen in einer animierten Datei (500 kByte) anschauen . Dabei werden die Veränderungen in der Darstellung besonders anschaulich. Durch das Drücken der F5-Taste wird der Bildablauf wiederholt. (Von Bild 1 zu Bild 2)


(c) Christoph Ranzinger