Peter Paul Rubens: Kindermord in Bethlehem

Peter Paul Rubens (1577-1640), "Der Bethlehemitische Kindermord" (199x302cm, Alte Pinakothek, München)
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Wenige Meter von Rembrandts "Opferung des Isaak" entfernt hängt in der Alten Pinakothek Rubens´ Darstellung des Kindermordes in Betlehem. Obwohl in dem Bild sicher viel mehr steckt, soll hier nur auf die Darstellung der Soldaten des Herodes eingegangen werden, die den grausamen Befehl ihres Herrschers umsetzen:

  • Die Soldaten im Hintergrund, die die mit der Mut der Verzweiflung kämpfenden Mütter zurückhalten, sind in spanische Rüstungen gekleidet.
  • Die Soldaten im Vordergrund sind dagegen die direkten Täter, die Mörder, die den grausamen Auftrag mit ihren Schwertern und Dolchen ausführen. Im Kampf gegen die mutigen Mütter haben sie "Federn lassen müssen", haben nach und nach Rüstung und Gewand verloren. So erinnert der muskulöse Soldat links unten, der fast nackt ist, nur noch von einem braunen Fell bedeckt wird, mit seinem behaarten Körper fast an einen "Werwolf". Er ist "zum Tier" geworden!

So wird für die Soldaten auf diesem Bild die "Sündenfall"-Geschichte wieder rückgängig gemacht:

  • Die Erkenntnis von Gut und Böse, das Gewissen, das Wissen um die eigene Verantwortung, also das, was uns erst zum Menschen mit freiem Willen macht, ist bei den Soldaten wieder verlorengegangen.
  • Sie haben ihre Gewissen abgeschaltet, ihre Verantwortung abgegeben an Ihren Oberbefehlshaber, und sie sind bereit in seinem Auftrag, in seiner Verantwortung, als seine grausamen Machtinstrumente unvorstellbare, im wahrsten Sinne des Wortes "unmenschliches" zu tun. Sie sind in der Hand des Herodes Tötungsmaschinen, Bluthunde, haben ihre Menschlichkeit verloren, sind wieder zum Tier geworden!


Ausschnitt aus dem Gemälde von Peter Paul Rubens


(c) Christoph Ranzinger