zum Übersichtsplan

Der Raum "Frühes Mittelalter" enthält einen verborgenen Link zu weiteren Infos zum "Fall des Menschen"!

Zurück zum Ausstellungsraum
Zur Ausstellung


Im Raum 'Frühes Mittelalter' ...

finden sich Szenen aus einem Blatt der so genannten Pantheon-Bibel aus der Bibliotheca Palatina. Diese Bibel ist um 1125-1130 in Rom oder Mittelitalien entstanden und wurde von vier Miniaturisten illustriert. Für den Raum der Artothek wurde die Zierseite zur Genesis ausgewählt. Diese Seite folgt weniger karolingisch-touronischen Bibel-Vorlagen als vielmehr lokalen Bildtraditionen, die sich bis ins 5. Jahrhundert zurückverfolgen lassen. Dieselben Bildquellen sind in den Wandmalereien der Basilika San Paolo fuori le mura aus der Zeit Papst Leos des Großen (440-461) zu finden. Der Text unter den Szenen lautet:

FORMAT CUNCTA DEUS FIT ET HINC DISCRETIO REBUS
ID QUOD ADAM FECIT DOMINUS DE MATRE RECEPIT.

Versammelt sind in diesem Raum folgende Artefakte:

  • Ganz rechts an der rechten Seitenwand das Gesamtblatt mit der Anordnung aller Szenen
  • An der linken Seitenwand der Schöpfergott
  • An der Stirnwand links die Erschaffung Adams und Evas
  • An der Stirnwand rechts der Sündenfall und die Entdeckung durch Gott
  • An dre rechten Seitenwand der Seraph vor der Paradiespforte, Feldarbeit der Ureltern.
  • Im Zentrum des Raumes die Rekonstruktion der Hauptkirche St. Riquier in Centula, 790-99 von Angilbert erbaut, die als modernster Bau der Epoche gilt und auf viele spätere Bauten gewirkt hat.

Lesarten des so genannten Sündenfalls

Der so genannte Sündenfall hat die Künstler in der Kunstgeschichte immer wieder beschäftigt. Das beginnt schon in der Katakombenzeit und setzt sich fort bis ins späte 19. Jahrhundert. Häufig wurde er als Bestandteil eines Genesis-Zyklus dargestellt. Je nach Körperhaltung differieren die Schuldzuweisungen geschlechterspezifisch. In der hier ausgewählten Pantheon-Bibel sehen wir zunächst Gott, wie er dem ersten Menschen Odem verleiht, dann wie er aus dem ersten Menschen Adam und Eva erschafft. Der Sündenfall zeigt eine innige Verbindung von Eva und der Schlange, dargestellt ist die Situation nach dem Essen der Frucht. Gestenreich folgt dann die Entdeckung durch Gott, die durch das fortgesetzte "nicht ich, sondern ..." charakterisiert ist. Vertreibung, Schließung des Paradieses und die Feldarbeit der ersten Menschen beenden die Bilderfolge.

  • Kann man auf den Bildern die biblische Geschichte verfolgen? Was steht in der Bibel, was nicht?
  • Gibt es Schuldzuweisungen auf den Bildern?
  • Wie ist "Gott" auf den Bildern dargestellt und inwiefern ist das ein grundsätzliches Problem der jüdisch-christlichen Religion? Wie versucht der Maler/Miniaturist dem zu entgehen?
  • Wie wird Eva in der Kunst dieser Zeit dargestellt?

Links

Literatur

  • Buchmalerei des Mittelalters. Eine Einführung. von Otto Pächt, Dagmar Thoss, Ulrike Jenni, München 2000