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Bilder zur PASSION - Werke von Gerda Lepke und Heidemarie Dreßel

Details zur Ausstellung und den in der artothek gezeigten Werken

  • "Das Thema "Bilder zur Passion" haben sich die Künstlerinnen selbst gewählt und speziell für diesen Ort neue Werke geschaffen, die nun seit Pfingsten 2010 zu sehen sind. Die Präsentationen neuer Kunstwerke im Dom zu Meißen sind keine Ausstellungen im herkömmlichen Sinne wie in einer Galerie, wo es allein um das zur Schau stellen der Kunstobjekte geht. Die gezeigten Werke wollen sich einordnen in das bedeutende sakrale Bauwerk, sie wollen in einen Dialog zu den historisch gewachsenen Kunstwerken treten und temporär als Beitrag unserer Zeit standhalten und gelten." Mit diesen Worten fasste Angelika Busse vom Dresdner Kunstdienst der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens die Ausstellung, die vom 22. Mai bis 31. Oktober 2010 gezeigt wurde.

    In ihrer Eröffnungsrede näherte sich Dr. Carolin Quermann beschreibend Form und Inhalt der ausgestellten Werke. "Es ist eine große Herausforderung, für ein so prächtiges und altes Bauwerk wie den Meißner Dom Kunstwerke zu schaffen. Die nahezu stilreine gotische Kirche atmet Geschichte in jedem Stein und schafft in ihrer klaren Gliederung, ihren gewaltigen Stützen und ihren steilen, edlen Proportionen einen großartigen, faszinierenden Raum. Alles strebt aufwärts, in die Höhe, ins Vertikale. Und doch muss sich dieses mächtige Bauwerk EINEM Symbol beugen.

    Dieses Symbol ist das Kreuz, das dem Grundriss des Kirchenbaus eingeschrieben ist. Das Kreuz wird durch Langhaus, Chor und Querhaus gebildet, ein vor über 700 Jahren in Stein erbautes Zeichen des Todes und der Hoffnung, der Passion und der Auferstehung. Dies ist das Thema der Ausstellung, das sich die zwei Künstlerinnen Heidemarie Dreßel und Gerda Lepke selbst zur Aufgabe gestellt haben: die Passion. Zwei Künstlerinnen finden sich zusammen, um sich mit dem großen Thema der Passion auseinander zu setzen. Sie nähern sich ihm auf sehr unterschiedliche Weise - Heidemarie Dreßel mit kritischer Radikalität, Gerda Lepke suchend, vorsichtig und kontemplativ."



Heidemarie Dreßel, 30 Silberlinge, Detail, 2010, Installation
Heidemarie Dreßel, 30 Silberlinge, Detail, 2010, Installation

  • Heidemarie Dreßel, 30 Silberlinge (2010, Installation)

    "Das letzte hier gezeigte Werk der Künstlerin, eine großen Installation, im Garten des [südlich gelegenen] Kreuzganges. 30 runde Spiegel hängen über dem begrünten Innenhof. In ihnen spiegelt sich mal das Grün des Farns, mal ein Stein der Architektur. Man merkt der Arbeit an, wie sehr Heidemarie Dreßel als gelernte Architektin Erfahrungen auf dem Gebiet der baugebunden Kunst hat, Räume versteht und sie zu gestalten weiß. Die Spiegel bewegen sich leicht hin und her und glitzern dabei wie silberne Taler. Mit der Installation verweist Heidemarie Dreßel auf den Anfang des Leidensweges Jesu, auf den Verrat des Judas, für den dieser von den Hohenpriestern dreißig Silberlinge zum Lohn erhielt.

    So steht es bei Matth. 26, Vers 14 bis 16: "Da ging einer der Zwölf namens Judas Ischarioth zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, dass ich ihn euch verrate? "Sie ab wogen ihm dreißig Silberlinge dar." Und von da an suchte er eine gute Gelegenheit, ihn zu verraten." Er fand - wie bekannt - die Gelegenheit und verriet Jesus durch einen Kuss. Als Judas später sah, das Jesus verurteilt war, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sagte: "Ich habe gesündigt, indem ich unschuldiges Blut verraten habe." Doch sie sagten: "Was geht das uns an? Sieh du zu!" Und er warf das Geld in den Tempel und entfernte sich, und er ging hinweg und erhängte sich. Die Hohenpriester aber nahmen das Geld und sagten: Man darf es nicht in den Tempelschatz legen, weil es Blutgeld ist. Nachdem sie aber Rat gehalten hatten, kauften sie dafür den Acker des Töpfers als Begräbnisplatz für die Fremden. Daher wurde jener Acker Blutacker genannt bis heute.

    Es sind diese 30 Silberlinge, die Heidemarie Dreßel im Garten wie im freien Fall eingefangen hat. Sie bilden einen fallenden Trichter, trudeln zu Boden wie von Judas hingeworfen. Das Werk mag in erster Linie Sinnbild für den Verrat des Judas sein. Zugleich prangert die Künstlerin aber auch die Geldsucht der Welt an, in der wir leben und an der wir Anteil haben. Sie konfrontiert uns durch die Verwendung der Spiegel mit uns selbst und fragt uns nach unserem Verrat. In den Spiegeln ist nicht zufällig das internationale Währungssymbol zu erkennen. Auf diese Weise rückt sie die biblische Geschichte resolut ins aktuelle Zeitgeschehen und in unser Leben. Die ästhetische Schönheit dieser Arbeit nimmt ihr nichts von ihrer inhaltlichen Brisanz."

    bildimpuls



Heidemarie Dreßel, Dornenkrone, Detail, 2010, gebrannter Ton
Heidemarie Dreßel, Dornenkrone, Detail, 2010, gebrannter Ton

  • Heidemarie Dreßel, Dornenkrone (2010, gebrannter Ton)

    Umgeben von historischen Grabdenkmälern wurde im nördlichen Querhaus ein Werk verortet, das "der Dornenkrone Christi gewidmet [ist], einem Hauptzeichen der arma christi, die als Leidenswerkzeuge während der Passion Christi Anwendung fanden. Die Dornenkrone symbolisiert allein den Schmerz, versinnbildlicht im dornengekrönten und verhöhnten Haupt Jesu. Unsichtbar bleibt dieses Haupt - die Krone hängt frei über einem leeren Sockel. Doch hängt die Krone nicht waagerecht, sondern schräg. Allein mit diesem einfachen Mittel suggeriert die Künstlerin hier einen zwar unsichtbaren, aber gleichwohl im Schmerz geneigten Kopf. Die Leere steht hier für all jene Köpfe, die Leid erfahren und sich beugen mussten."



Heidemarie Dreßel, Lamm Gottes, Detail, 2010, gebrannter Ton
Heidemarie Dreßel, Lamm Gottes, 2010, gebrannter Ton

  • Heidemarie Dreßel, Lamm Gottes (2010, gebrannter Ton)

    "An wunderbarem Ort - im Achteckraum unterhalb der Johanneskapelle - ist es aufgestellt, in einem Kleinod hochgotischer Architektur, das wohl einmal als prächtiger Eingang konzipiert worden war. Durch zwei Türen in großen Spitzbögen kann man schon aus gewissem Abstand ins Innere dieses eleganten kleinen Raumes schauen und sieht dort, auf einem Sockel stehend, Heidemarie Dreßels Lamm.

    Zentral aufgestellt fügt es sich sowohl inhaltlich wie in seiner farbigen Ausgestaltung bruchlos in die Umgebung ein, als hätte es schon immer dort gestanden, umgeben von den steinernen Figuren der Muttergottes, des Engels und Johannes des Täufers. Dieser hält im rechten Arm die Scheibe mit dem Christuslamm, auf das er mit der linken Hand verweist: "Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt" - eine verblüffende und passende Analogie zum neuen Kunstwerk an gleichem Ort. Das Lamm, das "Agnus Dei", tritt im Meißner Dom übrigens immer wieder zutage, zumal es Teil des Bischöflichen Wappens ist.

    Heidmarie Dreßel hat ihr Lamm allerdings rabiat in zwei Teile zerschnitten, die sie höhenversetzt und mit Abstand gegeneinander stellt. Den Zwischenraum füllt sie mit einer eisernen Fahnenhalterung. Die Siegesgewissheit ist dem Lamm genommen, denn keine Fahne weht am kreuzförmigen Gestänge, die sonst Christi Sieg über den Tod symbolisiert. Zerschnitten und geschunden ist dieses Tier, ein unschuldiges Opferlamm. Oder wie es bei Jesaja heißt, Jes. 52, Vers 13ff: "Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf."

    Die Künstlerin verbleibt allerdings auch in diesem Werk nicht im religiösen Bereich, sondern verarbeitet im zerschnittenen Fleisch des Tieres Fragen nach den Bedingungen und Auswirkungen der Massentierhaltung und Tierschlachtung. Auf den ersten Blick mag man irritiert sein. Der Zusammenhang ist jedoch keinesfalls abwegig - wurde doch das Lamm Gottes zum Zunftzeichen der Fleischerinnung."



Heidemarie Dreßel, Kreuz A4/V2, Detail, 2010, gebrannter Ton
Heidemarie Dreßel, Kreuz A4/V2, Detail, 2010, gebrannter Ton

  • Heidemarie Dreßel, Kreuz A4/V2 (2010, gebrannter Ton)

    "Eine hier gezeigte Arbeit der Plastikerin Heidemarie Dreßel trägt den Titel "Kreuz A4/V2". Es handelt sich um eine aus Ton gefertigte Plastik in der Form einer Rakete. Sie steht aufrecht. Dabei weist ihre Spitze, technisch oder im Kriegsterminus gesprochen: ihr "Gefechtskopf", jedoch nicht nach oben, sondern nach unten. Sie ist also nicht kampfbereit am Start; vielmehr scheint es, als fiele sie oder schlüge gerade jetzt im Moment im Kirchenraum ein. Heidemarie Dreßel hat die Rakete ruhig gestellt, durch eine Stahlkonstruktion befestigt und damit skulptural in einem eigenen kleinen Raum inszeniert. Die Künstlerin arbeitet seit nunmehr 30 Jahren mit dem Werkstoff Ton: formbar und geschmeidig erst, dann sich härtend und schwer von Gewicht. Die Rakete hat sie teils tonsichtig belassen, teils schwarz überzogen. Durch die Art der Bemalung bildet sich an der so genannten "Stabilisierungsflosse" der Bombe ein tonfarbenes Kreuz heraus: Zeichen des Leides.

    Vergegenwärtigen wir uns, dass die Rakete an dieser Stelle, in der Flosse also, den Wasserstoffperoxid-Tank, den Stickstoff-Tank, den Wasserstoffperoxid-Motor, die Turbopumpe, den Alkohol-Sauerstoff-Brenner, Triebwerkskörper, Hauptbrennkammer, Alkohol-Einspritzung, Gasruder und Luftruder beherbergte.
    Für Heidemarie Dreßel führt diese Rakete allein den Tod mit sich, das Kreuzsymbol. Sie versteht das Kreuz hier für all das Leid, dass Krieg in die Welt bringt, sei es in der Vergangenheit oder sei es heute in den kriegesgebeutelten Regionen unserer Erde. Raketenform wie Kreuz mögen für sich schon sprechend sein. Doch gewinnt das allgemein verständliche Zeichen ganz entscheidend an Kraft durch seine ganz konkrete Geschichte, die Geschichte der A4/V2. Ich erzähle sie Ihnen in aller gebotenen Kürze:

    Die Aggregat 4 oder A4 war die erste voll funktionsfähige Großrakete. Die Abkürzung V2 geht auf einen Propagandanamen zurück, den Joseph Goebbels ihr 1944 gab: Vergeltungswaffe 2. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie in großer Zahl eingesetzt. Eigentlich ist sie 14 Meter hoch, also nur vier Meter kleiner als die Höhe des Hauptschiffes dieser Kirche. Diese Waffe wurde ab 1944 in einem unterirdischen Montagekomplex nahe Nordhausen durch Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora zusammengebaut. Insgesamt wurden während des Zweiten Weltkrieges 5975 Raketen von Zwangsarbeitern und deutschen Zivilbeschäftigten zusammengesetzt. Im Zusammenhang mit dem Bau dieser Rakete sowie der Flugbombe V1 kamen etwa 12.000 Zwangsarbeiter ums Leben. Hinzu kommen etwa 8.000 Menschen, die durch den Einsatz der Waffe ihr Leben verloren. Es kamen also mehr Häftlinge bei der Produktion der Waffe ums Leben als bei ihrem Einsatz. Wahrscheinlich hat es keine andere Waffe gegeben, die schon in der Produktion so viele Menschenleben gefordert hat. Vor allem London und Antwerpen wurden mit der V2 bombardiert. Zwar war die Treffergenauigkeit gering, aber die plötzlichen Einschläge ohne Vorwarnung hatten vor allem psychologisch Wirkung auf die Zivilbevölkerung.

    Im Titel der Plastik "Kreuz A4/V2" verweist Heidemarie Dreßel auf diese Geschehnisse, die mit der Rakete untrennbar verknüpft sind. Heidemarie Dreßel gibt sich nicht mit der allgemein verständlichen äußeren Erscheinung zufrieden, sondern erarbeitet sich das Äußere mühevoll mit historischem Interesse und Genauigkeit. Es entstehen Arbeiten, die über das konkrete Ereignis hinaus an die Menschen appellieren: Das grauenvolle Leid, das jeder Krieg über die Menschheit bringt, ist dieser Rakete, diesem "Kreuz" von Heidemarie Dreßel eingeschrieben. Diese Arbeit ist Mahnmal und Aufruf zugleich: Nie wieder Krieg!"



  • Gerda Lepke, Verrat, Gefangennahme, Reue (2010, Öl auf Leinwand, 130 x 170 cm)

    Die Gemälde Gerda Lepkes finden sich im Meißener Dom aufgereiht an den Wänden des nördlichen und südlichen Seitenschiffs. "Unabgesprochen hat sich Gerda Lepke in ihrer Arbeit "Verrat, Gefangennahme, Reue" dem gleichen Thema gewidmet, den 30 Silberlingen. Gerda Lepke nähert sich der Geschichte aber auf gänzlich andere Weise als Heidemarie Dreßel. Ihr Werk ist nicht Mahnung, sondern Empfindung. Die menschliche Tragödie des Verrats steckt in diesem psychologisch durchlebten Werk.

    Die Künstlerin hat hier ein Gemälde gefertigt, das sehr bewusst im Skizzenhaften verbleibt. Eine Skizze in einem solch großen Format anzufertigen, stellt eine besondere Herausforderung dar. Denn der lockere Strich, der sich bei Gerda Lepke in einem leidenschaftlich-gestischen Malakt entlädt, wird im Nachgang nur wenig überarbeitet und muss sich auf der Größe der Leinwand behaupten. Das Motiv fixiert die Künstlerin nicht, sondern lässt es in lockeren Linien und kleinen Strichungen eher aufscheinen. Die gesamte Szene ist in einem erregt geführten, unruhevollen und vehementen Mal- und Zeichenduktus ausgeführt. Gleichwohl verbreitet es eine Ruhe und Stille, die durch die harmonische Anusponderierung der symmetrisch angeordneten Figuren zustande kommt. Die Soldaten umrahmen die Szene auf beiden Seiten wie Wächter oder Zeugen, ihre Speere ragen dabei spitz in die Höhe.

    Jesus und Judas bilden den Mittelpunkt der Komposition. Jesus ist in stiller Trauer wiedergegeben, ergeben mit im Schoß übereinander gelegten Händen. Er ist in sich selbst versunken, sein Haupt düster verwischt. Ergebenheit gegenüber dem Schicksal spricht aus seinen Zügen. Trotz seines geneigten Hauptes überragt er Judas, der von ihm durch einen kalten blauen Spalt getrennt ist. Jener ist in grauen Tönen verblasst, fast aufgelöst. Sein Haupt neigt er vor Jesus in Trauer, als bitte er schon im Moment des Verrats um Vergebung. Umspült wird er von den runden Formen der Silberlinge, die ihn zu erdrücken drohen und ihn antreiben.

    Gerda Lepke übernimmt hier die alte Tradition, die Judas mit der Farbe Gelb verbindet. Judas, das sieht man diesem Bild an, erfährt keine Gnade. Anders als in den aktuell verstandenen Werken von Heidemarie Dreßel haben wir hier eine fortwährende Parabel vor uns, die die komplexe Leiderfahrung von zwei Menschen, von Jesus und Judas, als einen gemeinsamen Schmerz versinnbildlicht. Es ist eine strenge und komplexe Form der Selbstbefragung, eine Mischung aus Erfahrung und Empfindung."



Gerda Lepke, Christuskopf und Gemeinschaft der 12 Gläubigen, 2010, Öl und Tusche auf Leinwand
Gerda Lepke, Christuskopf und Gemeinschaft der 12 Gläubigen, 2010, Öl und Tusche auf Leinwand

  • Gerda Lepke, Christuskopf und Gemeinschaft der 12 Gläubigen (2010, Öl und Tusche auf Leinwand)
    Gerda Lepke, Schwarzer Christuskopf nach Veit Stoß (2010, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm)
    Gerda Lepke, Kreuzigung und Erscheinung (2010, Öl auf Leinwand, 190 x 130 cm)
    Gerda Lepke, Kreuzaufrichtung, Kreuzigung, Kreuzabnahme (2010, Öl auf Leinwand, 65 x 220 cm)

    Zur Malweise der Künstlerin hält Angelika Busse fest: "Gerda Lepke arbeitet dabei nicht gegenstandslos, aber auch nicht völlig gegenständlich, bleibt sowohl in der bekannten Ikonografie als auch in Gegenüberstellung mit biblischen Texten und schon gestalteten Bildern (z. B. Veit Stoß). In der für sie typischen, offenen, von emotionaler Kraft getriebenen, explosiven Pinselführung entstehen dramatisch wirkende Bildgeschehen. Die Malerei ist vom zeichnerischen Gestus bestimmt, schwarze Striche fassen zusammen. Ihre Suche nach dem Inneren der Dinge kann man erahnen in der Distanz, in der sich der Betrachter zu dem Bild befindet. Die eigene Entfernung entscheidet zwischen Unkenntlichkeit und Erkennbarkeit. Ihre Figurenwelt erschließt sich dem Betrachter erst, wenn er aus der Entfernung gegenüber tritt. In dieser Entfernung stellt sich die größte Nähe im Ausdruck ein. Tritt man nah heran, löst das Bild sich buchstäblich schrittweise in impressiver Farbsetzung auf. Das Zusammentreffen von Nähe bei gleichzeitiger Ferne - und das nicht nur physisch gesehen - bestimmt die suggestive Anziehung, die ihre Bilder ausmachen."



  • Abschließend fasste Dr. Carolin Quermann vergleichend die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der ausgestellten Werke zusammen. "Wir sehen, dass sich beide Künstlerinnen für diese Ausstellung im Dom zu Meißen mit dem Thema der Passion beschäftigt haben. Beide übernehmen die religiöse Interpretation der biblischen Geschichte allerdings nicht ungebrochen, sondern verknüpfen sie mit ihren persönlichen Anliegen. Heidemarie Dreßel denkt dabei räumlich und sozial: Sie übersetzt die Passionsgeschichte in die Gegenwart und fordert zu einem Umdenken, zum Handeln auf, indem sie die alten Symbole neu interpretiert und in eine Gegenwartssprache übersetzt. Gerda Lepke dagegen übernimmt die symbolische Topologie aus der Geschichte der Kunst, macht sie sich aber durch ihre Augen, durch ihre Hände, ihre Bewegung, habhaft. Ihre Werke fordern niemanden zur Umkehr auf. Die Passionsgeschichte wird stattdessen zu einer persönlichen Innenschau, die kontemplativ, wie ein Andachtsbild, wahrgenommen werden kann. Gerade in der Verschiedenheit der beiden künstlerischen Ausdrucksweisen erhält das Thema der Passion in seiner umfassenden Bedeutung eine angemessene Würdigung."

Weitere in Meißen gezeigte Werke der Ausstellung

Gerda Lepke, Grauer Christuskopf nach Veit Stoß, 2010, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm
Gerda Lepke, Grauer Christuskopf nach Veit Stoß, 2010, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm

Gerda Lepke, Kreuzigung I, 2010, Öl auf Leinwand, 185 x 145 cm
Gerda Lepke, Kreuzigung I, 2010, Öl auf Leinwand, 185 x 145 cm

Gerda Lepke, Kreuz und Flusslandschaft, 2010, Öl auf Leinwand, 130 x 160 cm
Gerda Lepke, Kreuz und Flusslandschaft, 2010, Öl auf Leinwand, 130 x 160 cm

Gerda Lepke, Grablegung I, 2010, Öl auf Leinwand, 145 x 210 cm
Gerda Lepke, Grablegung I, 2010, Öl auf Leinwand, 145 x 210 cm

Gerda Lepke, Grablegung II, 2010, Öl auf Leinwand, ca. 100 x 160 cm
Gerda Lepke, Grablegung II, 2010, Öl auf Leinwand, ca. 100 x 160 cm

© Erklärung zu Urheberschaft und Bildrechten
Kuratiert wurde die Sonderausstellung PASSION von Angelika Busse, koordiniert und technisch umgesetzt von Karin Berkemann. Die hier gezeigten Fotografien stammen von Steffen Krüger/Kunstdienst der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und Hans Strehlow/Dresden. Zu allen hier präsentierten Kunstwerken liegt die Genehmigung der Künstler für den nichtkommerziellen, unterrichtlichen Gebrauch (educational purpose/use only) vor. Bei dieser Verwendung bleibt die namentliche Nennung des Künstlers unverzichtbar sowie die Gewähr, dass ihre Werke bei der Reproduktion nicht verändert oder verfälscht werden.